Hallo Spymaster,
die Übung zur optischen Diskriminierung im Heft "Laute und Buchstaben" dient der Differenzierung und Erweiterung der Buchstabenkenntnis. Die Übung in den Kopiervorlagen besteht weiterhin nur aus Druckbuchstaben. Hier finden schon zu Beginn des ersten Schuljahres viele Kinder fast alle Buchstaben auf Anhieb. Diese eignen sich weiterhin für Kinder mit Schwierigkeiten in der Diskriminierung der Buchstaben.
Die Übung im Heft "Laute und Buchstaben" bietet nun verschiedene Schrifttypen an und ist damit deutlich schwieriger. Es geht aber bei der Übung nicht darum ,dass die Kinder auf Anhieb alles erkennen, sondern dass die Kinder erfahren, dass Buchstaben in verschiedenen Schriften recht unterschiedlich aussehen, meist aber gleiche Grundzüge haben und dass sie das gleiche Bedeuten.
Durch die Möglichkeit der Selbstkontrolle mit der Kontrollfolie erfahren die Kinder sofort, welche Buchstaben sie bisher nicht dem gesuchten Buchstaben zugeordnet haben und erweitern so ihre Buchstabenkenntnis. Auch im Alltag werden die Kinder ja ständig mit unterschiedlichen Schrifttypen konfrontiert. Gerade die angesprochenen Beispiele mit dem "e" und dem "l" in Schreibschrift verwirren die Kinder beim Lesen oft. Hier können sie genau dazu Erfahrungen sammeln.
Ganz wichtig ist, dass die Kinder nach der Bearbeitung sofort die Selbstkontrolle einsetzen und so ihre Hypothesen der Buchstabenform korrekt erweitern. Diese Übungen sind nicht als Leistungskontrolle gedacht, die später vom Lehrer kontrolliert wird!
Zur Schreibung des kleinen "e" gibt es viele Erfahrungen und Meinungen.
Der Grund warum die Rechtschreibwerkstatt nun das rundliche "e" anbietet, könnte in den allgemeinen Grundsätzen für eine flüssige formklare Handschrift liegen. Einer dieser Punkte besagt, dass Haltepunkte zu vermeiden sind, wenn dies möglich ist. Bei der Schreibung mit einem geraden Strich hat man automatisch einen Haltepunkt, der die Schreibung verzögert.
Ich selbst mache daher schon seit Jahren ein rundes "e"; damals auch schon als Vorbereitung auf das "e" der VA; heute aus diesen Grundsätzen. Bei meinem Unterricht persönlich beginnt die Schreibung des "e" aber oben. Es wird zunächst ein kleiner Kreis geschrieben, der dann mit einem großen Bogen ergänzt wird. Früher habe ich auch das "e" mit dem geraden Strich vermittelt und dann die Erfahrung gemacht, dass es bei vielen Kindern mit der Zeit doch zu einem Bogen wurde? Wie sind da ihre Erfahrungen?
Wenn Sie mit dem "e" mit geradem Strich gute Erfahrungen gemacht haben, dann können Sie auch ruhig dabei bleiben. Die Rechtschreibwerkstatt ist kein starres Raster, das 1 zu 1 umgesetzt werden muss. Ein Grundgedanke ist ja gerade, dass die Kinder individuelle Lernwege bestreiten. Dies sollten wir auch den Lehrern zugestehen.
Weitere Grundsätze, die bei der Entwicklung der Druckschrift der Rechtschreibwerkstatt beachtet wurden sind folgende:
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Zielpunkte vermeiden: z.B. muss das Dach auf dem "T" nicht genau den Anfang des Abstriches treffen
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Gegenbewegung vermeiden: Striche, die hin- und wieder zurückführen wie z.B: in der Lateinischen Ausgangsschrift beim "a". Hier muss vom vorhergehenden Buchstaben eine Verbindung zum Start der "a" gemacht werden, das "a" beginnt aber mit einer gegenläufigen Bewegung.
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Keine Verbindung auf Kosten der Formklarheit: z.B. die Schleife beim "s" in der VA. Diese Schleife wird oft zu groß, wodurch das Lesen sehr erschwert wird.
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Keine Schleifen und Haltepunkte: z.B. "g, h, k, j, b..." in der VA. Schleifen verlangsamen die Schrift. Ein Luftsprung ist oft schneller und die Formklarheit bleibt gewahrt.
Ich hoffe ich konnte etwas in die Motive der Rechtschreibwerkstatt einführen.
Viele Grüße aus Swisttal
Christian Kaiser